Paartherapie

Paartherapie bei Dr. Hohler

Wenn Sie sich für eine Paartherapie interessieren, ist es wahrscheinlich so, dass es mit Ihrer Beziehung nicht zum Besten steht. Bevor Sie sich für eine Paartherapie bei mir (Dr. Reinhold Hohler) entscheiden sollten, möchte ich Ihnen fairerweise transparent machen, was meine Ideale und Vorstellungen über Partnerbeziehungen sind. Auch wenn ich mich im folgenden Text auf die Erwähnung meist wissenschaftlich gesicherter Erkenntnisse beziehe, so ist doch alleine deren Auswahl bereits eine subjektive Angelegenheit und spiegelt deshalb auch meine Ansichten und Vorstellungen einer idealen Beziehung wider.

Das Wunder der Ehe oder die Spielregeln der Liebe

» Seine Ehe war zum größten Teile
Verbrühte Milch und Langeweile.
Und darum wird beim Happy End
Gewöhnlich abgeblend. «

So sah Kurt Tucholsky die Ehe. Auch der französische Philosoph Voltaire behauptete einmal, die Scheidung sei etwa zur selben Zeit erfunden worden wie die Ehe - genauer gesagt, etwa zwei Wochen später. Nicht besonders ermutigend diese Bemerkungen und doch gibt es genügend Anlass, über das Wunder der Ehe zu sprechen. Trotz hoher Scheidungszahlen haben aufgrund der dramatisch verlängerten Lebenszeit noch nie so viele Menschen solange mit ein und demselben Partner zusammengelebt wie heute. Wie gelingt es Menschen immer wieder, das Feuer der Liebe anzufachen angesichts eines Partners, der im Laufe der Ehe nicht nur sein Inneres, sondern, noch schlimmer, auch sein Äußeres verändert hat, der einen schnarchend um den Schlaf bringt, auch mal schlecht gelaunt ist und einen die gute Stimmung verdirbt, der sich manchmal ignorant und unaufmerksam verhält oder sich manchmal mimosenhaft und verletzlich zeigt. Was ist das Geheimnis von Paaren, denen dieses Wunder der Liebe gelingt? Was wird in so einer Beziehung gemacht, gedacht, gefühlt, erklärt und bewertet und was wird unterlassen?*

Im folgenden möchte ich beschreiben, was die Forschung herausgefunden hat zu den Paaren, die eine "gute" Beziehung zu führen scheinen:

In einer solchen Beziehung...

...nehmen beide Partner Anteil an dem anderen.

Sie hören sich zu, versuchen zu verstehen, was der andere empfindet, sei es Freude, Ärger oder Leid. Sie kritisieren und streiten sich aber auch und bei einem heftigen Streit schreien sie auch einmal einander an, aber nie verletzen sie dabei die Würde des anderen. Die Kritik ist deshalb niemals vernichtend, sondern konkret. Auch wenn der Streit einmal eskaliert, so verfügen beide über Deeskalationsstrategien, die immer einer von beiden rechtzeitig anwendet, z.B. sich entschuldigen oder etwas erwähnen, über das beide plötzlich schmunzeln können oder eine Geste oder Mimik machen, über die beide schon immer lachen mussten oder ähnliches. Streitereien sind somit begrenzt und eskalieren nicht unendlich. Diese Paare erlauben sich den Groll gegen den anderen und begrenzen ihn gleichzeitig.

...schützen die Partner die Wunden des anderen.

Jeder Mensch hat in seinem Leben Kränkungen und Verletzungen erfahren. Diese führten zu "wunden" Punkten. Wird in einem Streit ein solcher wunder Punkt berührt, greift der Betroffene meist reflexartig zum Selbstschutz, dabei trifft er häufig zielsicher die wunde Stelle des anderen, was dieser wieder treffsicher pariert usw. Der Streit eskaliert und endet in gegenseitigen Kränkungen, welche auf das Beziehungskonto gehäuft werden. Paare, die das Wunder der Liebe aufrechtzuerhalten suchen, bemühen sich um ein Wissen der wunden Punkte des anderen und versuchen der Liebe dadurch Ausdruck zu verleihen, dass sie die Wunden des anderen nicht unnötig strapazieren. Dadurch wächst das Vertrauen.

...wenden sich die Partner einander zu und nicht voneinander ab.

Diese Paare versuchen immer wieder eine emotionale Verbindung zum Partner herzustellen. Dabei geht es nicht unbedingt um die große Selbstoffenbarung, sondern um die stete Zuwendung im Alltag z.B. der Partner lächelt und der andere lächelt zurück oder er sagt beispielsweise "ist dir aufgefallen..", sie "ja, und hast du dabei bemerkt, dass..", er "komisch, ist mir nicht aufgefallen", sie "doch, das war so, soll ich es dir erzählen?", er "ja gleich, ich hole mir nur noch schnell was zu trinken" usw. Diese Paare docken quasi im Alltag immer wieder gegenseitig an.

...unterstützen sich beide.

Sie stehen fürsorglich und pflegerisch füreinander ein. Nicht nur im finanziellen Umgang, sondern generell im Umgang mit Bedürfnissen des anderen sind sie großzügig. Sie rechnen nicht ständig gegeneinander auf, sondern Geben und Nehmen hat eine gute Balance, die auch nicht in einzelnen Bereichen oder zu allen Zeiten immer ausgewogen sein muß. Leider haben Insbesondere Männer häufig das Bedürfnis, die Probleme ihrer Frau sofort lösen zu wollen. Sie meinen es dabei gut. Aber nicht selten gibt es für ein Problem mehrere Lösungen oder im Augenblick gar keine. Natürlich hat die Frau schon selbst über das Problem nachgedacht und dann kommt der Partner mit seiner schnellen Patentlösung i.S. von "mach es doch einfach so" oder "reg dich doch einfach nicht darüber auf" oder ähnliches. Ein solcher Versuch der Sofortlösung kann so wirken, als wollte der Partner die Sache möglichst bald "erledigen", statt der Partnerin mit ihren Gefühlen, Ängsten und Sorgen zuzuhören und diese ernstzunehmen, was als Unterstützung oft vollkommen ausreichend wäre.

...haben die Partner ein hohes Kapital auf ihrem "Beziehungskonto".

Einzahlungen auf ein solches Konto können alles Mögliche sein, eine liebevolle Geste, ein nettes Wort, ein neugieriges Zuhören, Interesse, eine Überraschung arrangieren, ein Kompliment oder einfach dem anderen irgendetwas Gutes tun. Mit einer Verstimmung oder Verärgerung wird ein kleiner Betrag abgehoben. Bein einem Streit kommt es zu einem massiven Angriff auf das gesparte Guthaben. Glückliche Paare zahlen beständig auf das Beziehungskonto mehr ein als sie abheben, so haben sie ein sicheres Gefühlsguthaben, wenn es einmal zum Streit kommt. Es ist, als würde das Guthaben auf dem Konto wie ein Puffer wirken, der die Paare im Streit davon abhält, entnervt, den Ruin vor Augen, zurückzuschlagen. Wie recht hat Theodor Fontane (1819-1898) als er schrieb: "Die Liebe lebt von liebenswürdigen Kleinigkeiten".

...entwickeln die Partner ein Wir-Gefühl.

Jede Beziehung beginnt mit zwei unabhängigen Ichs. Sich auf eine Partnerschaft einzulassen heißt auch, ein wenig von dieser Unabhängigkeit aufzugeben und ein Wir zuzulassen. Paaren, denen dies gelingt, müssen nicht mehr ständig aufrechnen, weil jede Einzahlung auf das Beziehungskonto, und sei diese gefühlt auch höher als die des Partners, eine Einzahlung in die Partnerschaft ist, die einen glücklich macht. Nach jedem "gewonnenen" Streit hat die Partnerschaft verloren. Aus einer Wir-Perspektive ist also nicht der Partner der Feind, sondern der Streit. Aus dieser Perspektive hüten sich glückliche Paare den Streit mit einem Vergeltungsschlag weiter anzuheizen. Sie ziehen sich lieber zurück, um später, wenn auch die physiologisch spürbare Erregung nachgelassen hat, den Ärger in Form einer angemessenen Beschwerde erneut an den Partner zu richten. Glückliche Paare sehen sich deshalb in einem Rückzug nicht als Verlierer, sondern als Gewinner. Das ist das Schöne an der Liebe: Sie bereichert sich selbst, indem sie andere beschenkt.

...verzichten gegenseitig auf Bewilligungen.

Damit ist gemeint, dass man sich nicht verleugnet aus der Angst, die Harmonie zu stören. Beide sagen, was sie denken, fühlen oder wollen, ohne die Zustimmung dafür vom anderen bekommen zu müssen. Jeder hat das Recht eine Meinung zu haben oder etwas tun zu wollen, was der andere nicht mag, sogar dann, wenn es dem anderen Angst macht. "Belaste die Beziehung nicht damit, dass Dir der andere etwas bestätigen soll, was Du dir selbst bewilligen kannst", ist das Motto solcher Paare. Zudem: Wenn es in Deiner Beziehung dem anderen besser geht als Dir, dann machst du etwas falsch. Wenn ich jemandem etwas Gutes tun möchte, dann sollte ich in der Lage sein, es mir selbst auch gut gehen zu lassen, das bedeutet die Verantwortung für das eigene Wohlergehen zu übernehmen und nicht an den anderen zu delegieren.

...sind beide befähigt, ihre eigene Alarmreaktion zu beruhigen, die ausgelöst wird, wenn der eigene Wunsch durch den genauso berechtigten des anderen blockiert wird.

Die allermeisten Menschen glauben, dass Spannungen in ihren Beziehungen von inhaltlichen Differenzen herrühren und dass deren Beseitigung auf inhaltlicher Ebene zu einer Verbesserung der Beziehung führen müsse („ich muss es schaffen meine/-n Partner/-in von der Richtigkeit meiner Ansichten/Wünsche zu überzeugen“ lautet die innere Regieanweisung, mit der dann in den Kampf gezogen wird.). Dem ist nicht so.

Dem freien Ausleben der eigenen Bedürfnisse und Präferenzen stehen nun einmal die persönlichen Bedürfnisse und Wünsche des anderen entgegen, was von den Alarmsystemen beider Beteiligter nicht ohne Weiteres hingenommen wird. Durch automatisch einsetzendes Bewältigungsverhalten (innerer Rückzug, Unterwerfung des einen unter den anderen, aggressives Verhalten, Vorwürfe, Verachtung etc.) kommt es in der Beziehung über die Zeit hinweg entweder zu einer übermäßigen Aufheizung ("es wurde im Laufe der Zeit immer schlimmer und war nicht mehr zum Aushalten“) oder aber zu einer enttäuschenden Abkühlung zwischen beiden Beteiligten („wir haben uns so allmählich immer mehr auseinandergelebt, jeder hat so sein Ding gemacht, gestritten haben wir eigentlich wenig“).

Der Schlüssel zur Lösung von Beziehungsschwierigkeiten liegt nicht darin, inhaltliche Angleichungen anzustreben, sondern vielmehr in der Verbesserung der Fähigkeit, eigene Alarmreaktionen zu modulieren.

...akzeptieren beide auch das, was man am anderen nicht mag.

"Partnerwahl heißt Problemwahl", d.h. wenn ich einen Partner wähle, dann wähle ich auch ein Paket an z.T. unlösbaren Problemen mit denen man sich die nächsten 10, 20 oder 50 Jahre wird herumschlagen müssen. Paare, die sich auch nach vielen Jahren gut verstehen, wissen, oft nur intuitiv, wenn sie sich für einen Menschen entscheiden, dann entscheiden sie sich für eine Reihe von Eigenschaften, von denen ihnen viele gefallen - einige auch nicht. Otto Flake hat diese Liebesformel auf den Punkt gebracht: "Liebe ist der Entschluss, das Ganze eines Menschen zu bejahn, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen."

...entwickeln beide positive Illusionen.

"Der nicht liebt, der die Fehler des Geliebten nicht für Tugenden hält" formulierte bereits der liebeserfahrene Goethe. In einer Untersuchung zeigte sich, dass glückliche Paare dazu neigen, sich wechselseitig positiver zu beschreiben, als diese sich selbst bescheinigen - ja, sogar positiver, als die Partner jeweils von Freunden beschrieben werden. Diese systematische Verkennung brachte eine Ehefrau in einer wissenschaftlichen Studie folgendermaßen zum Ausdruck: "Als ich zugenommen hatte, hat er gesagt, er mag dicke Frauen. Und als ich wieder abgenommen habe, hat er gesagt, er mag schlanke Frauen. Irgendwann habe ich dann begriffen, dass er mich liebt." Die Forscherin dieser Untersuchung konnte sogar festellen, wie diese gegenseitige Idealisierung zum Wunder der Liebe beiträgt. So zeigte sich, dass das die Partner im Laufe der Zeit anfingen das rosige Bild, das der Lebensgefährte von einem hat, zu übernehmen und sich diesem Bild anzupassen. Im Alltag können die Fehler des anderen wahrscheinlich durch solche "positiven Illusionen" abgepuffert werden. Gleichzeitig zeigte sich in der Studie, dass diese Paare nicht blind waren für die Fehler des anderen, sie sahen diese nur in einem positiven Kontext.

...sorgen die Partner für positive Aufregung im Alltag.

Am Anfang der Liebe steht die Aufregung. Läßt sich dieses Gefühl erhalten oder muß es zwangsläufig der Gewohnheit weichen, wie es Kurt Tucholsky vermutete? Ein Psychologe ist dieser Frage nachgegangen. Er ließ Paare Aktivitäten beschreiben, die sie als eindeutig "aufregend" oder einfach als "angenehm" einstufen sollten. Aufregende Aktivitäten waren einen Berg besteigen, Ski fahren, Theater, Konzertbesuch oder Tanzen. Als lediglich angenehm empfunden wurden Aktivitäten wie Freunde besuchen, gemeinsam etwas Neues kochen, im Restaurant zu essen oder Kino. Er teilte die Paare in zwei Gruppen. Einer Gruppe wurde "verordnet", 10 Wochen lang in jeder Woche anderthalb Stunden Aktivitäten der "aufregenden" Art zu unternehmen und der anderen Gruppe Aktivitäten der "angenehmen" Art. Es zeigte sich, dass die Paare, welche in den 10 Wochen Aktivitäten der "aufregenden" Art unternahmen, ihre Partnerschaft eindeutig zufriedener einstuften.

Fazit

Bei den Paaren, die eine Paartherapie aufsuchen wollen, fehlen manche der genannten Fähigkeiten. Grundlegende gegenseitige Beziehungswünsche können nicht oder nicht mehr erfüllt werden. In einer Paartherapie geht es nun darum, ob beide bereit sind, sich in einer "geschützten" Umgebung für eine begrenzte Zeit Gehör zu schenken und sich aufeinander zu bewegen zu wollen. Dies setzt die Bereitschaft voraus, sich in den anderen hineinzuversetzen. Sind diese Voraussetzungen gegeben, dann sind die Chancen gut, dass ich oder ein anderer Paartherapeut Ihnen helfen kann.

Kosten für eine Paartherapie

Paartherapie ist kein Leistungsbestandteil der Krankenkassen. Die Kosten werden also privat honoriert.

Für den Fall, dass Einzelsitzungen im Rahmen der Paartherapie in größerem Umfang nötig sein sollten, können diese mit der Krankenkasse bei Vorliegen einer krankheitswertigen Symptomatik abgerechnet werden.

Anmerkung

"Psychotherapeut/-in" und "Paartherapeut/-in" sind keine staatlich geschützten Bezeichnungen. Nur "Psychologischer Psychotherapeut" bzw. "Psychologische Psychotherapeutin" ist eine geschützte Bezeichnung und besagt, dass der bzw. die Betreffende über ein abgeschlossenes Psychologiestudium verfügt und auch eine staatlich anerkannte fünfjährige Ausbildung in einem Psychotherapieverfahren absolviert hat. Nur die Bezeichnung "Psychologischer Psychotherapeut" bzw. "Psychologische Psychotherapeutin" ist dem Facharzttitel äquivalent.

 

*Die Einleitung wurde dem lesenswerten Artikel "Das Wunder der Ehe" von Arnold Retzer aus PSYCHOLOGIE HEUTE, Ausgabe April 2008 entnommen.