EMDR und Traumaverarbeitung

EMDR ist die Abkürzung für Eye Movement Desensitization and Reprocessing (übersetzt: Desensibilisierung und Neubearbeitung durch Augenbewegungen) und ist eine der am besten wissenschaftlich erprobten und anerkannten Methoden zur Traumaverarbeitung.

Was ist EMDR?

Alle Menschen scheinen über ein Informationsverarbeitungssystem zu verfügen, dessen Aufgabe es ist, belastende Erlebnisse so zu verarbeiten, dass die seelische Gesundheit erhalten bleibt. Wenn Menschen unangenehme oder belastende Erlebnisse widerfahren, dann denken sie darüber nach, reden mit Freunden oder Bekannten darüber oder träumen davon, bis das betreffende Erlebnis nicht mehr beunruhigt. Wenn eine solche Beruhigung wieder eingetreten ist, dann ist das bis dahin unverarbeitete Erlebnis aufgelöst und es ist ein Zustand der Anpassung eingetreten. Die Menschen haben dann aus diesem Erlebnis etwas gelernt für die Zukunft z.B. was für einen gut ist oder nicht, was man tun oder lieber sein lassen sollte, was das Erlebnis vernünftigerweise über einen aussagt und was nicht etc. Diese Erfahrungen werden zusammen mit den adäquaten Gefühlen gespeichert, so dass derjenige später im Leben jederzeit wieder auf diese Informationen zurückgreifen kann. Die bei dem Erlebnis entstandenen falschen Überzeugungen über uns selbst und die unangemessenen Emotionen mit den dazugehörigen körperlichen Empfindungen werden bei dieser Art der Verarbeitung aussortiert und fallengelassen.

In besonders traumatischen Situationen jedoch kann dieses Verarbeitungssystem seinen Dienst versagen. Alles was wir bei einem solchen schrecklichen Erlebnis gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt haben kann dann in seiner "Rohform", also so wie wir es tatsächlich in dem Moment wahrgenommen haben, in unserem Gedächtnis fixiert werden. Diese Wahrnehmungen bleiben also unverarbeitet und können später im Leben auch durch geringfügige Auslöser wieder aktiviert werden. Der Betroffene fühlt dann auch Jahre nach einem solchen traumatischen Erlebnis wie in dem betreffenden Moment. Dies ist meist für die Betroffenen sehr quälend.

In einer EMDR-Behandlung wird nun versucht, diese Fixierung im Gedächtnis wieder aufzuheben und zu ermöglichen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Dies geschieht, indem der Betroffene angeleitet wird, an das traumatische Erlebnis zu denken, während gleichzeitig das Informationsverarbeitungssystem stimuliert und aktiviert wird, um die traumatische Erfahrung zu verarbeiten. Die Stimulierung des eigenen Verarbeitungssystems erfolgt dabei u.a. über die Anleitung zu schnellen Augenbewegungen. Hintergrund hierfür ist die Beobachtung, dass jeder Mensch während seines Schlafs ein bis zweimal eine Schlafphase durchmacht, die durch schnelle Augenbewegungen gekennzeichnet ist und die daher ihren Namen bezogen hat (der sog. REM-Schlaf) und diese besondere Schlafphase wiederum scheint nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen besonders wichtig zu sein für die Verarbeitung emotional aufwühlenden Materials.